Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Ende November 2022 die Empfehlung einer Namensänderung für eine seit Jahrzehnten bestehende Virusinfektion bekannt gegeben: die Affenpocken (englische Bezeichnung „Monkeypox“) sollen demzufolge in „Mpox“ umbenannt werden. Der Hintergrund dieser Änderung ist nach Angaben der WHO, dass die Bezeichnung „Monkeypox“ als rassistisch und stigmatisierend wahrgenommen werden kann.

Obwohl das Affenpockenvirus erstmals in den 1950er Jahren aus einer Kolonie von Totenkopfäffchen isoliert wurde, ist der Begriff schlichtweg eine Fehlbezeichnung. Affen können zwar Zwischenwirte für das Virus sein, aber sie sind nicht das natürliche Reservoir und scheinen keine Rolle im Lebenszyklus des Virus oder als gemeinsamer Vektor für die Übertragung auf den Menschen zu spielen.

Beim Menschen wurden die Viren erstmals 1970 in der Demokratischen Republik Kongo bei einem neun Monate alten Jungen identifiziert. Bis 2022 waren die Affenpocken fast ausschließlich auf den afrikanischen Kontinent beschränkt, wobei nur sporadisch Fälle und kleine Ausbrüche in der Regel in Zentral- und Westafrika auftraten.

Ein erster Ausbruch außerhalb Afrikas ereignete sich 2003 in den Vereinigten Staaten, der mit der Einfuhr von Nagetieren aus Ghana in Verbindung gebracht wurde. Die Nagetiere übertrugen das Affenpockenvirus auf Präriehunde (bei denen es sich ebenfalls um Nagetiere handelt) in derselben Tieranlage. Die Präriehunde wurden anschließend in den Vereinigten Staaten als Haustiere verkauft. Offiziell wurden 79 Fälle von Affenpockeninfektionen beim Menschen registriert, wobei jedoch keine Mensch-zu-Mensch-Übertragungen auftraten.

Der größte jemals verzeichnete Ausbruch des Affenpockenvirus mit mehr als 83.000 Fällen in über 100 Ländern (darunter auch Deutschland) begann im Mai 2022. Dieser Ausbruch unterschied sich in epidemiologischer und klinischer Hinsicht von den vorherigen Ausbrüchen in Afrika, da die Betroffenen zuvor nicht in Länder gereist waren, in denen das Virus endemisch ist, und Übertragungen von Mensch zu Mensch auftraten. Da so viele Fälle in der westlichen Welt auftraten, wurden Bedenken hinsichtlich des rassistischen und stigmatisierenden Potenzials des Begriffs „Affenpocken“ geäußert, was die WHO zu ihrer Entscheidung der Umbenennung veranlasste.

Die neue Nomenklatur ist jedoch nicht ganz unproblematisch. Das größte Problem bei der Umbenennung der Affenpocken in „Mpox“ besteht darin, dass das Internationale Komitee für die Taxonomie von Viren (ICTV) nicht gleichzeitig den Namen des infektiösen Virus geändert hat. Das heißt, das Virus, das Mpox verursacht, heißt immer noch Affenpockenvirus.

Es ist jedoch nicht ungewöhnlich, dass die Namen von Infektionskrankheiten von den Namen der Erreger abweichen. Einige Beispiele hierfür:

  • COVID-19 wird durch eine SARS-CoV-2-Infektion verursacht.
  • AIDS wird durch eine unbehandelte HIV-Infektion ausgelöst.
  • Die Pest wird durch eine Infektion mit Yersinia pestis verursacht.

In ähnlicher Weise wird Mpox (die Erkrankung) durch eine Infektion mit dem Affenpockenvirus verursacht.

In Zukunft soll die klinischen Erkrankung mit dem Affenpockenvirus als Mpox bezeichnet werden. Das Robert-Koch-Institut schließt sich dieser Empfehlung der WHO an. Anstelle von „Affenpockenausschlag“ sollte jetzt beispielsweise „Mpox-Ausschlag“ verwendet werden.

Da die Bezeichnung „Patient:in mit Mpox“ jedoch genauso gebräuchlich sein wird wie die Bezeichnung „Patient:in mit Affenpocken-Virusinfektion“, ist es schwer vorstellbar, dass der Begriff Affenpocken ganz verschwinden wird, es sei denn, das ICTV benennt auch das Virus um.

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