Was Bibliotheks-Kataloge im Linked-Open-Data-Format bedeuten und welche Möglichkeiten sie Bibliotheken eröffnen (soweit sie vollständig, stetig und nach standardisierten Regeln vorliegen), Dienstleistungen zu verbessern sowie neue und erweiterte Services für u. a. Forschungsprojekte der Institutionen zu generieren, wurde auf zwei aufeinander folgenden Veranstaltungen im März mit EBSCO und verschiedenen Teilnehmer:innen aus Universitäts- und Forschungsinstitutsbibliotheken diskutiert: bei einem Ideen-Workshop an der UB Dortmund und einem EBSCO-Technology-Tag an der USB Köln.

Grundlage der Vorträge und des gemeinsamen Austauschs bildete der neue Software-Service BiblioGraph, den EBSCO seit Kurzem auch in Deutschland anbietet.

Beim Ideen-Workshop haben sich Bibliotheken und EBSCO zu Szenarien ausgetauscht, die ein Katalog im Linked-Open-Data-Format für Bibliotheken und ihre Nutzer:innen sowie für die Forschung ermöglichen und in welche Richtung eine Weiterentwicklung des Services und seiner Komponenten (Heuristiken, Technologien, Interfaces …) gehen könnte.

Hans-Georg Becker, Leiter Elektronische Medien & Datenmanagement der UB Dortmund, hat mit dem Service seit etwa einem halben Jahr experimentiert und ihn auf Anwendungsfälle für die UB Dortmund hin evaluiert. Gleich mehrere Effekte könnten für ein besseres Nutzungserlebnis von Discovery-Services erzielt werden.

  • So wurde u. a. über Möglichkeiten diskutiert, wie sich mit dem via BiblioGraph-Service gewonnenen Datenformat BIBFRAME für die Katalogdaten eine „Verschlankung“ des Katalogs im Sinne einer FRBRisierung durchsetzen lässt. Damit könnte u.a. das Discovery-Erlebnis der Nutzer:innen effizienter gestaltet werden.
  • Weitere Anregungen waren, die Detailansichten für Treffer aus anderen Datensätzen und/oder Datenquellen mit Informationen anzureichen und Vorschlagspanels über den Tellerrand der erzielten Funde hinaus zu kreieren.

Ähnliche Ansätze hinsichtlich Discovery-Service wurden im Beitrag von Dirk Pieper, Ständiger Vertreter der leitenden Bibliotheksdirektorin der UB Bielefeld, in Richtung Empfehlungsservices deutlich. Darüber hinaus wurde folgendes diskutiert:

  • Die Idee der Anreicherung bibliografischer Daten z. B. aus anderen Quellen oder mit persistenten Identifikatoren, die über Daten im Linked-Open-Data-Format möglich wird, wurde weiter aufgegriffen und im erweiterten Kontext mit Open Access/Open Science beleuchtet. Eine Publikation liegt nicht nur in unterschiedlichen Datensets vor – Katalog, Repository, DNB – sondern auch die Qualität oder schlicht Information der Metadaten sind äußerst unterschiedlich: Wie kann der Service dem z. B. bereinigend begegnen?
  • Unter dem Stichwort „Collection as Data“ wurden Anforderungen aus dem Bereich Digitial Humanities vorgestellt, die die Bibliothek mittels eines Linked-Open-Data-Kataloges flexibel und umfänglich unterstützen könnte.
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Die Bibliotecas de Universidad de Concepción in Chile setzen bereits einen Katalog im BIBFRAME-Format in ihrem BMS FOLIO ein. Der Leiter Informationsmanagement und Datenanalyse, Álvaro Rodrigo López Bustamante, stellte den Transformationsprozess seiner Bibliothek ins BIBFRAME-Format vor. Die Entscheidung hierfür war maßgeblich getrieben von der Überzeugung, dass der Katalog vielfältiger und an mehreren Orten präsentiert werden müsse. Ein zweiter Aspekt war auch hier die Verbesserung und Standardisierung der bibliografischen Daten durch Anreicherungen mit Normdaten für die Erschließung.

Analog stellt sich der Anwendungsfall der Bibliothek des Europäischen Parlamentes dar. In seinem Beitrag berichtete Frédéric Kerloch, IT Project Manager des European External Action Service, beim EBSCO-Technology-Tag über den Anwendungsfall der Bibliothek des Europäischen Parlamentes. BiblioGraph hilft auch hier maßgeblich, den Bestand nach aktuellen gesellschaftlichen Interessensgebieten zusammenzustellen und als Themencluster prominent und visuell ansprechend zu präsentieren, um dem Transformationsauftrag, Wissen und Information in die Gesellschaft zu diffundieren, deutlich Schub zu geben.

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Eric Miller, Chief Strategist bei EBSCO, Präsident und Gründer von Zepheira und Entwickler des Services BiblioGraph, beleuchtet in seiner Präsentation die Ideen hinter dem Service und seiner Entwicklung einer groß angelegten und dezentralen Infrastruktur für verknüpfte Daten. Miller, der in führender Position an der Semantic Web Initiative für das World Wide Web Consortium (W3C) am MIT gearbeitet hat, plädiert gemäß der Überzeugung „The web is better when libraries participate“ für die umfangreiche Beteiligung von Bibliotheken an der Datenübergabe, der Datenbearbeitung und -strukturierung ins/im Web. Die Entwicklung von BiblioGraph hatte auch das Ziel vor Augen, dem in der Bibliothekswelt viel stärker als anderenorts verankerten Bewusstsein für kooperatives Arbeiten mehr Effizienz zu verleihen:

Hier entstehen hohe Standards, sowohl technisch als auch intellektuell. BiblioGraph ist darauf ausgelegt, durch die Transformation in ein Linked-Open-Data-Format und das Angebot einer Plattform eine Struktur zu bieten, entstehende Zusammenarbeit in vielfältiger Weise effektiv weiterzutreiben und über die Verzahnung z. B. mit Google weitläufig im Netz zu etablieren.

Sowohl in den Abschlussstatements des Ideen-Workshops als auch im Austausch auf dem EBSCO-Technology-Tag wurde das gemeinsame Interesse deutlich, auch in Deutschland die Kataloge in die großen Suchmaschinen zu bringen. Für Bibliotheken in den USA, in Kanada, Australien und seit Beginn dieses Jahres auch in Großbritannien, die mit dem BiblioGraph-Service arbeiten, ist der jeweilige Katalog nicht nur über Google suchbar, sondern direkt mit der Ausleihfunktion versehen.

Greifen Sie auf der Website der EBSCO Community auf die hier skizzierten Vorträge sowie die Zusammenfassung der Diskussionsergebnisse des Ideen-Workshops mit der Produktmanagerin und Entwicklerin von BiblioGraph, Gloría Gonzales und die High-Level-Note des Firmen- und Produktgründers von BiblioGraph, Eric Miller, zu.